Die Geschichte der Schweiz
WAPPEN GLARUS:
Die Fahne und das Wappen des Kantons Glarus stellt den Glaubensboten Fridolin von Säckingen mit goldenem Nimbus, Stab und Buch auf rotem Grund dar.
Das Glarner Wappen ist das einzige der 26 Schweizer Kantone, das einen Menschen abbildet. Die Standesfarben sind Rot, Schwarz, Weiss und Gelb.
Fridolin war ein irischer Wandermönch aus dem 6. Jahrhundert, der zunächst in Poitiers in Gallien tätig war, wo er die Gebeine des heiligen Hilarius von Poitiers erhob und eine Kirche erbaute. Gegen seine irische Herkunft spricht allerdings der germanische Name Fridolin. Der Legende nach beauftragte ihn Hilarius im Traum, auf einer bestimmten Rheininsel ein Kloster zu errichten. Das Damenstift Säckingen, das älteste Kloster Süddeutschlands.
Fridolin wird oft zusammen mit einem Skelett dargestellt. Laut der Legende soll Urso aus dem heutigen Kanton Glarus Fridolin ein grosses Stück Land geschenkt haben. Sein Bruder Landolf wollte aber Fridolin das Land nach Ursos Tod wieder abnehmen. Fridolin wollte diesen Rechtsbruch nicht hinnehmen und so erwecke Fridolin Urso wieder zum Leben, damit er die Schenkung am Gerichtstag vor Jedermann bezeugen konnte. Landolf soll derart erschrocken sein, dass er Fridolin auch seinen Teil des Landes in Glarus schenkte. Als Dank für die Befreiung aus Landolfs Herrschaft konvertierten viele Glarner zum christlichen Glauben. Fridolin starb im Jahr 538 in Säckingen.
Fridolin wird bei Beinleiden, Viehseuchen und um gutes Wetter angerufen. Zudem ist er der Patron von Glarus und gilt als Schutzpatron vor Erbschleicherei.
Das Wappen von Glarus geht zurück auf die Schlacht bei Näfels, wo die Glarner unter einem Fridolins-Banner kämpften, da ihr altes Banner von den Rapperswilern erbeutet worden war. Im 15. und 16. Jh. benutzten die Glarner dann Fridolins-Banner als Feldzeichen. Die Darstellung des Heiligen konnte dabei beträchtlich variieren, mit oder ohne Bibel oder Heiligenschein, mit einem Bischofsstab oder mit einem einfachen Pilgerstab.
BILD: Wappen des Kantons Zürich
Textquelle: Wikipedia / heiligederschweiz. ch
SCHLACHT BEI NÄFELS 1388:
Am 9. April 1388 kam es in Näfels im Kanton Glarus zur Schlacht zwischen einer habsburgischen Koalition & das als abtrünnig geltende Glarnerland. Etwa 5'000 Mann unter der habsburgischen Führung von Graf Donat von Toggenburg & Ritter Peter von Thorberg durchbrachen die Letzimauer von Näfels. Eine zweite Kolonne mit 1'500 Mann rückte unter Graf Hans von Werdenberg-Sargans über den Kerenzerberg vor.
Die etwa 400 Glarner, verstärkt durch einige Dutzend Schwyzer und Urner, zogen sich von der Letzimauer an die westliche Talflanke zurück & griffen von hier aus, begünstigt durch Nebel & Schneetreiben, das plündernde Ritterheer an. Nach einer kurzen Entscheidungsschlacht verfolgten die Glarner die fliehenden Gegner, die beim Zusammenbruch der Brücke bei Weesen in großer Zahl im Fluss Maag & dem umliegenden Sumpf ertranken. Die zweite anrückende Kolonne kehrte im Ort Beglingen beim Anblick der Niederlage unverrichteter Dinge um.
Obwohl die Eidgenossen einer mehr als 10-fachen Übermacht gegenüberstanden, töteten sie fast 1700 habsburgische Soldaten, während die eigenen Verluste auf 54 beziffert wurde.
Die 54 gefallenen Glarner & Eidgenossen wurden in der Pfarrkirche Mollis bestattet, während die Opfer auf Habsburger Seite zunächst an der Letzimauer in ungeweihter Erde verscharrt wurden.
Erst am 29. November 1389 grub Abt Bilgeri von Rüti mit Erlaubnis der Glarner etwa 180 gefallene Adelige aus der ungeweihten Erde aus & überführte die Opfer ins Kloster Rüti, darunter seinen Bruder Ritter Johann von Klingenberg, der mit Heinrich von Randegg einer der Anführer der habsburgischen Truppen gewesen & in der Schlacht gefallen war.
Nach der Schlacht suchten beide Parteien den Frieden, der zunächst einmal auf sieben Jahre festgesetzt wurde. Bevor er abgelaufen war, wurde er 1394 auf weitere zwanzig Jahre verlängert.
Noch heute wird jedes Jahr am ersten Donnerstag im April der Schlacht bei Näfels gedacht in Form der Näfelser Fahrt.
BILD: Schlacht von Näfels aus der Spiezer Chronik. Die Glarner & Eidgenossen treiben die habsburgischen Soldaten in den Fluss Maag.
Textquelle: Historisches Lexikon der Schweiz
Bildquelle: Wikipedia
DORFRUINE «UNTERWÄLDLI» KLÖNTAL
Von 1905 bis 1908 entstand das Wasserkraftwerk am «Löntsch» (Löntschwerke) im Kanton Glarus.
Der natürliche Klöntaler Bergsee bekam einen 217 Meter langen und 21,5 Meter hohen Erddamm und konnte so vergrössert werden.
Das Wasser wurde durch einen etwa vier Kilometer langen Tunnel und über eine Druckleitung zur Wassserkraftwerkzentrale in Netstal geleitet.
Wie so viele bedeutende Bauwerke, die ab 1850 in der Schweiz entstanden, konnte man nicht auf die Arbeitskraft italienischer Arbeiter verzichten. Männer aus ganz Italien leisteten unter widrigen Umständen, schlechter Entlöhnung, knochenharte und gefährliche Arbeit beim Bau von Eisenbahnen und eben Kraftwerken.
Etwa fünfzig von diesen italienischen Arbeitern hausten während der Bauzeit des Kraftwerks «Löntsch» in einem Barackendorf, weit abgelegen vom nächsten Dorf. Erreicht konnte es nur über einen Maschinenweg und einer Transportseilbahn von der Klöntalerstrasse aus.
Als die Arbeiten 1908 des Lötschwerks beendet waren, wurde das «Italienerdörfli» verlassen und dem Verfall und dem Vergessen preisgegeben.
Was heute übriggeblieben ist, sind die eindrücklichen Überreste mitten im Wald der einstigen Arbeitersiedlung.
Die Dorfruine «Unterwäldi» ist frei zugänglich, aber nicht ganz einfach zu finden.
Der Klöntalersee ist heute einer der ältesten grösseren Speicherseen der Schweiz.
Die Koordinationen der Dorfruine sind 720354 / 211859 und können auf map.geo.admin.ch gefunden werden.
BILD:
Oben Mitte: Fotografie Arbeiterdorf Unterwäldli
Rechts unten: Dorfruine heute (Bild: Die Geschichte der Schweiz)
Links unten: Karte Standort Unterwäldli (Bild: Die Geschichte der Schweiz)
Bildquelle: Fotografie Arbeiterdorf: Homepage pronetstal. ch
Textquelle: Homepage pronetstal. ch
DIE VERZWEIFELTE GLARNERIN:
Den Glauben an die Hilfe der Vorfahren in Zeiten von Not und Gefahr belegt ein Vorfall, der sich im Anschluß an die Ewige Richtung, den politischen Ausgleich mit Österreich im Jahre 1474, in Glarus ereignet hat. Der von der politischen Führung getroffene Entscheid stößt beim breiten Volk, dem man bisher Österreich immer als Feind bezeichnet hatte, nicht nur auf Zustimmung. Wie der Chronist Brennwald berichtet, reagiert eine alte Frau auf die Kunde vom Abschluß der Ewigen Richtung auf bemerkenswerte Weise:
Da man nun allgemein von diesem Bündnis hörte erzählen, gefiel es den einen, den anderen nicht, hatte man doch kurz zuvor viel Streit und Krieg miteinander ausgetragen, deshalb wurde viel gemunkelt. Vor allem war da eine ganz alte Frau im Glarnerland, da sie diese Geschichte vernahm, da lief sie auf den Friedhof und vor das Beinhaus und rief ganz laut: »Steht auf, ihr guten Landsleute, und behauptet euer Land und eure Ehre. Denn eure Söhne haben sich verbündet mit dem, der uns gerne um Land, Ehre und Gut zu wiederholten Malen gebracht hätte.«
BILD: Tote erheben sich aus ihren Gräbern und wollen kämpfen. (Wandgemälde von 1691 in der Friedhofskapelle in Westerndorf bei Rosenheim, Deutschland)
Bildquelle: Wikimedia Commons
Textquellen: Buch: „1291 – Der ewige Bund – Die Entstehung der Eidgenossenschaft“ von Werner Meyer, Brandenburgisches Verlagshaus, 1994 / Heinrich Brennwald, Schweizerchronik, 2 Bde., hg. von Rudolf Luginbühl (= Quellen zur Schweizer Geschichte, Neue Folge 1-2), Basel 1908/10