Die Geschichte der Schweiz
WAPPEN KANTON WAADT
Am 14. April 1803, als sich der Grosse Rat von Waadt versammelt, schlägt die Geburtsstunde des neuen Kantons Waadt. Nur vier Woche zuvor hatte sich Helvetische Republik aufgelöst. Dem Protokoll der Sitzung des Kleines Rates vom 16. Aprils 1803 entnehmen wir den ersten Entwurf eines Hoheitszeichens für den neuen Kanton:
»Der Kleine Rat hat Grün und Weiss (Silber) als Kantonsfahnen vorgeschlagen und als Siegel ein in zwei Streifen („deux bandes“) geteiltes hellgrünes und weisses Feld und zwei verschlungene Hände, die ein vom Hut Wilhelm Tells überhöhtes Schwert halten. Devise: Pro liberate et foedere.«
Nach Verwerfung dieses nicht gerade glücklichen Entwurfs unterbreitet der Kleine Rat der Versammlung ein neues Projekt, dass nun angenommen wird. Darauf erlässt der Grosse Rat noch am selben Tag ein Dekret, dass in freier Übersetzung lautet:
1. Die Farben des Kanton Waadt sind hellgrün und weiss (Silber).
2. Das Siegel des Kantons Waadt enthält gemäss vorgelegtem Muster einen von Grün und Weiss geteilten Schild.
3. Im weissen Feld steht „Liberté et Patrie“ (Freiheit und Vaterland), und über dem Schild in einem Schriftband liest man „Canton de Vaud“.
Die Farben Grün steht in der Wappenkunde (Heraldik) für Freiheit und Silber (Weiss) für Weisheit, Reinlichkeit.
Dieses in Unkenntnis der heraldischen Regeln sehr ungeschickt abgefasste Dekret enthält einen schwerwiegenden Fehler: die aus dem Muster ersichtliche Anordnung der beiden Farben ist im Text des Dekrets vertauscht (Obere Farbe sollte zuerst genannt werden). Zudem widerspricht die Aufnahme der Devise in den Schild sowohl dem guten Geschmack als auch dem heraldischen Brauch.
Die Buchstaben, deren Farbe im Dekret nicht genannt wird, sind anfänglich schwarz dargestellt. Im Laufe der Zeit hat sich hierfür Gold eingebürgert, was wiederum der heraldischen Regel widerspricht, wonach Metall (Gold) nicht auf Metall (Silber) gesetzt werden darf. Gemildert wird dieser Verstoss durch die Verwendung schwarzer Konturen um die Buchstaben.
BILD: Wappen des Kanton Waadt
Bildquelle: Wikipedia
Textquelle: Buch „Wappen und Fahnen der Schweiz“ von Louis Mühlemann, Reich Verlag
DER BERÜHMTE GEFANGENE VON CHILLON – FRANÇOIS BONIVARD:
François Bonivard (* 1493; † 1570) war ein Genfer Freiheitskämpfer, Geistlicher und Historiker. Zudem war er ein Anhänger der Reformation.
Bonivard war Prior von Saint-Victor in Genf und nahm im Konflikt zwischen der Stadt Genf und dem Herzog Karl III. von Savoyen für die Calvinstadt (Genf) Stellung. 1530 wurde er von den savoyischen Truppen in Moudon gefasst und im Schloss Chillon eingekerkert.
Sechs lange Jahre musste er in diesem Verlies ausharren, bis er 1536 von den mit Genf alliierten Bernern befreit wurde, als diese die Waadt eroberten. In diesem Kellergefängnis war ihm der Blick auf die Landschaft verwehrt. Er konnte einzig die Lichtspiegelungen des Sees und das Geplätscher der Wellen wahrnehmen.
In den nach seiner Befreiung verfassten Chroniques de Genève schrieb er: «On me fourra en unes croctes desquelles le fond estoit plus bas que lac sus lequel Chillon estoit citué...» (Man warf mich in einen Keller, dessen Boden tiefer lag als der See, auf dem sich Chillon befand.)
Er war an den fünften Pfeiler des Kerkers gekettet und konnte sich den schmalen Öffnungen auf den See nicht nähern, so stellte er sich entsetzt vor, er würde unterhalb des Seespiegels festgehalten.
Das Kloster Saint-Victor, in dem Bonivard zuvor das Amt des Priors innehatte, war inzwischen zerstört worden, doch die Stadt Genf gewährte Bonivard eine Rente. 1537 erhielt er die Bürgerrechte der Stadt und wurde Mitglied des Rates der Zweihundert, was ihm ein finanzielles Auskommen sicherte. Kurz lebte er nach 1538 in Bern und Lausanne, kehrte aber 1544 dauerhaft nach Genf zurück.
1542 bis 1551 verfasste Bonivard auf Wunsch der Stadt die «Chroniques de Genève», die erste Stadtchronik von Genf. Veröffentlicht wurde diese aber erst 1831.
Der britische Dichter Lord Byron verfasste 1816 das Gedicht «The Prisoner of Chilllon» (dt.: Der Gefangene von Chillon), das durch Bonivards Leben inspiriert wurde.
BILD: François Bonivard angekettet an den 5. Pfeiler. (Edward Hosch «Bonivard im Gefängnis», 1883, Öl auf Leinwand)
Bildquelle: Infotafel Kerker Schloss Chillon
Textquelle: Infotafel Kerker Schloss Chillon / Wikipedia